Aufmerksame Leser haben es bereits herausgefunden! Ich bin in der DDR aufgewachsen. Es gibt vieles was mich noch heute damit verbindet und vieles woran ich mich gern zurückerinnere. Mag wer denken was er will, ich hatte eine super Kindheit. Was hat eigentlich den Osten so besonders gemacht das ich mich so gut und gern zurück erinnere? Das wohl schönste eines jeden Kindes “Unser Sandmännchen”. Jeden Abend um 18.50 Uhr kam der Sandmann um allen Kindern gute Nacht zu sagen. Mit Kurzfilmen wie z.B. von Herr Fuchs und Frau Elster, Pittiplatsch und Schnatterinchen, Thadeus Punkt oder Feuerwehr Filitzitas unterhielt er noch einmal jedes Kind vor dem Schlafen gehen. Und eines war Fakt, nach dem Sandmann war Nachtruhe. Noch heute lerne ich Menschen kennen, die von diesen Figuren noch nie etwas gehört haben. Aber okay, andersrum gibt es ähnliche Figuren die ich nicht kennen konnte. Was auch zu erwähnen ist, das wir damals nur einen Fernsehsender hatten und es nur einen Sender DDR1 (irgendwann kam noch DDR 2 hinzu) gab und wenn das Programm rum war, dann war Sendepause! Das galt auch für die Erwachsenen. Beschallung aus dem Fernseher rund um die Uhr, war einfach nicht möglich. Fernsehen war für uns Kinder damals etwas ganz besonderes. Zum einen haben wir nur selten den Fernseher angehabt was bedeutet, das man sich anderweitig beschäftigen musste. Im übrigen gab es auch nie solch geniale Trickfilme, wie man sie heute fast den ganzen Tag lang sehen kann. Wenn mal schöne Filme für uns Kinder kamen, dann waren es Märchen der DEFA oder russische Märchen als auch eine total coole Serie "Spuk unterm Riesenrad". Auch erinnere ich mich an meine damaligen Helden Lolek und Bolek gern zurück. Diese beiden kamen glaube ich immer so im November / Dezember. Das war vielleicht ein Highlight. Lolek und Bolek (aus Polen) Reisen um die Welt. Genial. Oder auch die Tschechischen Marionetten Spèbl und Hurvinek, Traumhaft. Ich liebe sie heute noch.
Vermutlich können sich auch die wenigsten vorstellen, das man meist nur zwei oder drei Spielzeuge als Kind besessen hat. Die Auswahl war bescheiden, aber man war glücklich damit, weil es normal war. Mein Lieblingsspielzeug, das ich auch noch bis zum Umzug nach Hildrizhausen in meinem Besitz hatte, waren meine Holzbausteine und meine Indianer. Das war mein Heilgtum an Spielzeug aus der DDR mit dem ich mich Jahrelang beschäftigt habe. Die Bausteine sind irgendwann bei Ebay vertickt worden, aber wo meine Indianer abgeblieben sind, das frag ich mich heute noch. Mit meinen Eltern und Geschwistern haben wir oft Spieleabende verbracht. Schach, Roulette und Kartenspiele waren der Standard.
Als Kind bin ich jedes Jahr ins Ferienlager gefahren. Gemeinsame Urlaube mit den Eltern erfolgten ebenfalls mindestens zweimal im Jahr. Den Großteil meiner Freizeit, habe ich an der frischen Luft verbracht. Hausaufgaben machen und zusehen so schnell wie nur möglich sich mit seinen Schulkameraden treffen waren ein muss. Ganz ehrlich, Aussagen wie "Wir hatten doch nichts" sind wirklich sowas von überflüssig... 
Die Musik der DDR wurde unter anderem von den Phudys, Karat, Berluc, City, Silly geprägt. Damals fand ich diese ja schon echt Klasse aber heute höre ich anders hin. So viele Lieder verbinden mich mit Momente die plötzlich wieder da sind, wenn man sich was bestimmtes anhört.

Wenn ich ans tägliche Leben in der DDR denke, dann fallen mir dinge ein, wie z.B:

  • das wir fast nur Tee tranken. Ein riesiger Topf wurde aufgesetzt und über den Tag verteilt niedergemacht.
  • Ich denke an meinen Lieblings Schokoladenriegel "Fetzer".
  • Ich denke an unsere 4 Raumwohnung in der sechsten Etage (ohne Fahrstuhl) mit 11 Treppen und 88 Stufen, in der man Runden ohne Ende drehen konnte.
  • Ich denke an mein Zimmer mit eigenem Balkon zum Hinterhof auf dem immer was los war.
  • Ich denke an mein erstes Fahhrad auf dem ich mit meinen Brüdern auf dem Hof gefahren bin. Jeder durfte immer eine Runde drehen. Frank fuhr einmal länger als abgesprochen. Das ich das nicht gut fand ließ ich Ihn sofort spüren. Er ist dann jedenfalls wieder allein nach Hause gegangen. Noch heute habe ich genau diese Situation vor Augen und es tut mir immer noch leid. Entschuldige Bruder...
  • Ich denke an meinen ersten Kassettenrekorder "KR 650", Monolautsprecher aber sogar mit Radioempfang. Diesen kaufte ich mir von meinem Jugendweihegeld.
  • Ich denke an unsere "Goldene Hausnummer" für den am schönsten gepflegten Hauseingang.
  • Ich denke an unsere Kaufhalle und erinnere mich an die Warteschlange bis ich endlich unseren uns zustehenden Korb mit Kirschen ergattern konnte, den es nur einmal im Jahr gab. Auch an die Orangen und Mandarinen zu Weihnachten.
  • Ich denke an die 1 Liter Milchtüten, welche nach aufbrauchen ausgespült worden sind und als Frühstücksbeutel weiterverwendet wurden.
  • Ich denke an den Palast der Republik in dem wir oft zu Veranstaltungen jeglicher Art gegangen sind.
  • Ich denke an die Zeiten der Jungpioniere mit blauen Halstuch, an den Aufstieg zu den Thälmann Pionieren mit rotem Halstuch und an die Zeit, das blaue Hemd der FDJ (Freie Deutsche Jugend) tragen zu dürfen.
  • Ich denke sehr viel an die Zeit der Vorbereitung meiner bruflichen Laufbahn in der NVA (nationale Volksarmee).
  • Ich denke an die GST- (Gesellschaft für Sport- und Technik) Lager, in denen uns gelehrt wurde, diszipliniert und kämpferisch zu sein. Kameraden zu unterstützen, diese zu animieren das zu tun, was man von Ihnen verlangt.
  • Ich denke an die Werner Seelenbinder Halle in Friedrichshain, in der immer wieder mal Konzerte veranstaltet wurden in denen ich als Ordnungshüter eingesetzt wurde.
  • Ich denke an Personen, die nach dem Mauerfall die Welt nicht mehr verstanden haben, es aber dennoch schafften, wieder auf die Beine zu kommen.

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Ralf Grunewaldt

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